Die Wüstung Hüftersheim in der Usa-Aue
Die Solawi Hüftersheim befindet sich an einem geschichtsträchtigen Ort. Mitten im Usa-Auenland und ca. einen km westlich von Ober-Mörlen gelegen, erinnert nur noch das Gebäude der ehemaligen Mühle, heute ein Bauernhof, an die Wüstung der im Dreißigjährlingen Krieg zerstörten Siedlung Hüftersheim. Das verfallene Mühlengebäude wurde glücklicherweise im Jahr 1699 wieder aufgebaut, und seit den 1960er Jahren lebt und wirkt dort Familie Miehling, heute gar mit vier Generationen.
Die Anfänge
Stefan Miehling begann die Ackerflächen vor über 30 Jahren ökologisch im Stoffkreislauf zu bewirtschaften. Das heißt auch, z.B. das Heu und den Kompost mit Hilfe der Schafe selber machen -der Dung aus dem Winterstall dient als Grundlage für die Kompostzubereitung.
Bis 2021 betrieben er und seine Familie den Gemüseanbau der Hüftersheimer Mühle. Als Stefan dann aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, fanden sich eine Menge Leute, um die Familie zu unterstützen. Viele bestellten damals zum ersten Mal das Land, lernten mit Spaten und Spitzhacke umgehen, Schafe scheren und umkoppeln, Obstbäume beschneiden und vieles mehr.
Ab 2021 wurde die Hüftersheimer Mühle aber auch von der nächsten Generation neu belebt, indem der Waldkindergarten ein ganzes Jahr lang seinen Standort auf den Hof verlegte und es zudem regelmäßige Projekttage aus der Waldorfschule in Bad Nauheim gab. Von dort kamen wöchentlich ganze zwei Klassen und legten Hand an. Das gab den Kindern Gelegenheit in die Landwirtschaft hineinzuschnuppern und mit Erde und Tieren umgehen zu lernen.
solidarisch Landwirtschaften
Einige “Ersthelfer” wurden Gründungsmitglieder der Solawi und konnten weitere Gründer dazugewinnen. Durch die zupackenden Aktivitäten auf dem Acker [hier würde ich noch schreiben wieviel ha ihr habt] konnten wir schon im Sommer 2022 ein Gemüseüberschuss einfahren. Diesen haben wir in Form von 15 wöchentlichen Anteilen im Bekanntenkreis angeboten und die Beglückten konnten drei Monate lang ihr erntefrisches Gemüse am Hof abholen. Der Erfolg dieser Aktion hat uns Mut gemacht für den nächsten Schritt: die Gründung einer Solawi. Als dann noch unsere beiden Gemüsegärtner gefunden waren, ging es schnell, so dass schon im Februar 2023 der Verein aus der Taufe gehoben wurde. Nun wartet das Feld darauf bestellt zu werden.
Ein unvollständiges Gruppenfoto – Stefan, Nina, Ivan, Juan, Bernhard, Lisa, Bernd und die Lilly am Boden 🙂 Es fehlen aus der derzeitigen Besetzung : Freimut, Manu, Linda, Niko, Miriam.
Das Dorf Hüftersheim und das wilde Klassenzimmer
Um diesen historischen Flecken Natur neu zu beleben, haben wir einen Traum, der weit über eine Solawi hinausgeht. Unsere gemeinsame Feld- und Gartenarbeit erfüllt die wertvolle Aufgabe, uns zunächst tief in Kontakt zu bringen mit dem Land, dem Jahreslauf, der Erde und ihren Geschöpfen. Der Obst- und Gemüseanbau versteht sich sozusagen als Ausgangspunkt, von dem die weitere Nutzung des Geländes ausstrahlen wird. Denn uns vereint der Traum, das Dorf Hüftersheim neu erstehen zu lassen. Hüftersheim ist heute eine Wüstung, also ein Ort, wo in früherer Zeit Menschen gelebt und geliebt haben, Heimat hatten und den Boden bestellt haben. Durch sie existiert Hüftersheim bis heute. Wir wollen Hüftersheim wieder zu einem Begegnungsort machen, den wir in die pädagogische Arbeit einbinden. Dabei soll der Landschaftspflege mit den Schafen eine wichtige Rolle zukommen. In unserer Vision soll es Heilkräuterwanderungen geben und später ein Seminarhaus und eine Gemeinschaftsbackstube. Hüftersheim soll ein Ort werden, an dem Natur wieder direkt erfahrbar wird – für groß und klein.
“Aus kleinen Dingen entspringen alle Dinge”, heißt ein tibetisches Sprichwort. Wie aus dem kleinsten Samenkorn eine große Pflanze heranwächst, so mag aus unserer Vision ein prächtiger Ort entstehen.
Möge das Gemüse uns tief in diesen Traum erden.